Die iCloud ist inzwischen ein fester Posten im Apple-Portfolio . Immer mehr Dienste und Anwendungen profitieren von der einfachen und zuverlässigen Anbindung an Apples Cloud-Dienst. Dank des neuesten Upgrades auf iCloud+ finden Abo-Kunden nun auch praktische Funktionen wie Private Relay oder frei wählbare E-Mail-Domains in der Apple-Wolke. Die iCloud tauscht Dateien, Einstellungen, ja sogar ganze Fotomediatheken oder Dokumente-Ordner zwischen den Geräten aus und macht damit andere Cloud-Dienste wie Google Drive , Dropbox , OneDrive oder Box.com auf Mac und iDevices weitestgehend überflüssig.
Gratis-iCloud erstmals funktionsärmer
Dabei bleibt der Name iCloud ohne „Plus“ künftig dem Basistarif mit 5 Gigabyte vorbehalten, der ab sofort nicht nur durch absurde Speicherknappheit, sondern nun auch durch fehlende Funktionen „glänzt“. Eigentlich ist der iCloud-Basistarif nicht mehr als ein Schnupperangebot – selbst sparsame Nutzer können mit dem Basis-Tarif inzwischen kaum noch etwas anfangen: Nicht einmal die iOS/iPadOS-Backups lassen sich mit ein paar Fotos und Videos noch effektiv in die Cloud quetschen, von iCloud-Fotos oder dem Speichern größerer Dateien in Anwendungen wie Affinity Publisher oder Pixelmator Pro ganz abgesehen. Wer iPhone, iPad und Mac effektiv nutzen will, muss deshalb inzwischen eigentlich zwingend ein monatliches iCloud-Abo dazu kaufen. Das ist ärgerlich – und schärft den Blick nach Alternativen.
iCloud+ ist praktisch
Allerdings weiß auch Apple, dass Anwender beim Umstieg vom Gratis-Account zum Bezahl-Abo eine gewisse Hürde überwinden müssen – und sich möglicherweise nach Alternativen umsehen. Dementsprechend tief ist iCloud vor allem in iPhones und iPads verwurzelt: Wer darauf verzichten möchte, nimmt in manchen Bereichen deutliche Komforteinbussen in Kauf. So etwa beim iOS/iPadOS-Backup: Passt es in die iCloud, muss sich der Nutzer um nichts kümmern – und falls er einen Gerätedefekt hat, liegt immer das passende neueste Backup in der Cloud. Wer hingegen ausweichen muss, wird sich mit dem Backup-Prozess über den Finder eines Macs oder ein Windows-iTunes herumschlagen müssen – das nervt und ist zeitaufwändig. Ähnliches gilt für die zahllosen Synchronisationsfunktionen, die tief in allen Apple-Betriebssystemen integriert sind und ohne die der sinnvolle Betrieb von Geräten wie dem Homepod Mini oder dem Apple TV gar nicht möglich ist. Schuld daran ist neben Apples Firmenphilosophie natürlich auch knallhartes Marketing. Was auch die seltsame Staffelung der iCloud-Tarife erklärt: Wer die 200 Gigabyte für drei Euro im Monat ausreizt, muss direkt 2 Terabyte buchen – und 10 Euro monatlich bezahlen. Bei den meisten Nutzern, Fotografen und Filmfans mit großer Mediathek eingeschlossen, würde auch die Hälfte zum halben Preis oft völlig ausreichen.
Wie ein Drogendealer
Nutzer der kostenlosen Basis-iCloud haben derweil im Alltag mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Die iCloud meldet immer öfter, dass sie voll ist – und Apple bittet zum kostenpflichtigen Upgrade. Auch wenn die monatlichen Gebühren zwischen 99 Cent und 9,99 Euro für ein iCloud-Speicherupgrade nicht allzu sehr schmerzen, sind das doch auf gewisse Weise Drogendealer-Methoden – und so mancher dürfte sich darüber ärgern. Dass Cloud-Speicher kostet, ist natürlich klar. Auch das iCloud-Backup und der Sync von Adressbuch und Kalender sind ohne Frage praktisch. Die brauchen aber vergleichsweise wenig Speicher und können natürlich weiterhin mit dem iCloud-Basistarif genutzt werden. Gerade im Bereich des Cloud-Speichers für Synchronisation und Speicher gibt es durchaus interessante Alternativen zu Apples iCloud: Hier gibt es oft interessantere Tarife fürs Geld und – anders als bei iCloud, das nur Apple-Geräte und Windows unterstützt – die freie Wahl der Endgeräte: OneDrive, Dropbox, Google und Co. arbeiten brav mit Linux, Android und NAS-Geräten zusammen.
Es gibt viele Alternativen: Microsoft 365…
Apple ist natürlich nicht allein mit seiner 5-Gigabyte-Hürde: Auch andere Anbieter setzen auf derartige „Lockangebote“, darunter Microsoft. Aber fünf zusätzliche Gratis-Gigabyte sind eben auch fünf zusätzliche Gratis-Gigabyte. Trotzdem kann sich der Kauf eines Cloud-Tarifs bei Microsoft OneDrive lohnen: Für 69 Euro im Jahr – deutlich günstiger als Apple – erhalten Cloud-Fans mit Microsoft 365 Single nicht nur ein Terabyte Speicher, sondern auch ein Abo für Microsoft-Standard-Software Word, Excel, PowerPoint und Outlook. Und das gilt auch für die Versionen auf Mac, iPhone und iPad. Und die Clients für macOS und iOS/iPadOS sind ebenso leistungsfähig, sodass hier kaum Komfortprobleme entstehen, sofern die speziellen iCloud-Funktionen nicht verwendet werden.
… 10 Gigabyte bei Box.net…
Deutlich mehr Gratis-Speicher bringt zum Beispiel Box.com mit: Mit 10 Gigabyte Speicher im Gratis-Tarif ist der Dienst, der ebenfalls weit verbreitet ist, viele Endgeräte unterstützt und auch unter macOS und iOS reibungslos arbeitet, eine wunderbare Ergänzung zum knappen iCloud-Speicher, wenn hin und wieder Dateien in die Cloud ausgelagert werden sollen.
…15 Gigabyte bei Google…
Wie so oft ist Google natürlich ebenfalls ein interessanter Cloudspeicher-Lieferant für Gratis-Speicher. Ein Google-Konto dürften die meisten Mac- und iOS-Nutzer ohnehin haben oder können es schnell anlegen – und erhalten automatisch 15 Gigabyte Gratis-Cloudspeicher mit Google Drive . Praktischerweise können hier auch Fotos qualitätsreduziert abgelegt werden, ohne dass diese dem Speicherkontingent angerechnet werden. Der Google-Drive-Client arbeitet reibungslos mit macOS und iOS/iPadOS zusammen und ist für viele Endgeräte verfügbar.
… oder die heimische NAS
Wer mehr Speicher braucht, als die iCloud anbietet oder Apple nicht monatlich 9,99 Euro in den Rachen werfen will, findet in der heimischen NAS möglicherweise einen praktischen Begleiter: Dabei handelt es sich um ein Festplatten-Laufwerk, das zu Hause am Router angeschlossen wird und hier als Datenspeicher fungiert. Das hat den Vorteil theoretisch unbegrenzter Speichermenge, zudem müssen sich Anwender keine Sorgen darüber machen, ob ein Cloud-Anbieter in den Daten herumschnüffelt. Die Hersteller Synology , QNAP und Western Digital bieten allesamt inzwischen Client-Apps für alle relevanten Betriebssysteme, die im Grunde funktionieren wie die Systeme der kommerziellen Cloud-Anbieter. Allerdings ist beim Einsatz einer NAS neben den Anschaffungskosten von rund 200 Euro für ein Basismodell noch der Stromverbrauch und die Arbeitszeit für Wartung und Pflege einzurechnen – es kann also dauern, bis sich so ein Gerät gegenüber einem Cloud-Speicher wie iCloud rentiert, zumal Stromkosten von 15 bis 25 Euro im Jahr anfallen.
Alternative: Nextcloud
Genau deshalb gibt es noch einen Mittelweg: Wer ausreichend Webspace besitzt – etwa weil er eine Website oder einen Kleinstrechner wie den Raspberry Pi betreibt, kann auch auf Nextcloud setzen und die Software auf dem eigenen Webserver installieren. Nextcloud arbeitet auf jedem LAMP-Server, also Servern, die auch für Content-Management-Systeme wie WordPress geeignet sind. Dabei vereint die Software die Vorteile von NAS und Cloud-Anbieter – und das zu einem Bruchteil der Kosten, allerdings mit einem etwas erhöhten Eigenanteil, was das Aufsetzen und Warten angeht. Funktional ist die Gratis-Software mit Box.net oder Google Drive vergleichbar und benötigt auch keine zusätzliche Hardware. Die für alle möglichen Betriebssysteme verfügbaren Clients sind natürlich auch kostenlos für MacOS und iOS/iPadOS erhältlich und arbeiten hier ebenfalls reibungslos.
Doch was ist wann sinnvoll?
Natürlich sind Drittanbieter-Lösungen immer mit einem gewissen technischen Overhead verbunden, denn Software – und möglicherweise Hardware – will installiert und gewartet werden. Apples iCloud läuft hingegen „out of the box“, hier sind fast keine zusätzlichen Einrichtungsschritte notwendig.

Grundsätzlich gibt es daher auch ohne das Ausweichen auf Drittanbieter Möglichkeiten, beim iCloud-Basistarif zu bleiben: Etwa dann, wenn sich das iCloud-Speicherproblem durch einfache Geräte-Hygiene beheben lässt: Wenn die Backups von iPad und iPhone den Speicher fressen, können Anwender entweder auf Offline-Backups per iTunes oder Finder ausweichen. Oder sie sorgen dafür, dass die Backups von iPhone und iPad nicht so fett werden. Das beinhaltet unter anderem regelmäßiges Löschen beziehungsweise Überspielen von Fotos, Videos und selbst erstellter Inhalte vom Gerät. Platzt die Cloud dann immer noch aus allen Nähten, ist eine kurze Analyse des eigenen Nutzungsprofils gefragt: Wofür wird der Speicherplatz überhaupt verwendet? Wer keine iCloud-Fotomediathek und nur ein iDevice nutzt, hat zum Beispiel gute Chancen, dass die Gratis-iCloud für den Sync von Lesezeichen, Kalender und Adressbuch sowie das Backup ausreicht. Die genaue iCloud-Belegung lässt sich in den iCloud-Einstellungen einsehen, Platzfresser können bei Bedarf an eine andere Stelle geschoben werden.

Fazit: Eine iCloud-Speicherweiterung ist bei Datenhygiene oft nicht notwendig!
Datenaustausch? Die Mehr-Cloud-Strategie kann helfen
Anwender, die die Cloud als Online-Speicher verwenden, sind ebenfalls meist nicht auf ein kostenpflichtiges Upgrade angewiesen: Google und Box.net bieten hinreichend große Gratis-Basistarife und bei Bedarf sinnvolle Optionen, den Gratis-Speicher kostenpflichtig zu erweitern. Vor allem Google ist hier interessant: Zeitlich begrenzte Gratis-Upgrade sind bei so manchem Android-Endgerät an Bord – und oft bis zur Anschaffung des nächsten Smartphones gültig! Und wer die Cloud für Datenaustausch nutzen will, kann natürlich bei Bedarf auf mehrere Anbieter gleichzeitig zu setzen, allein Google addiert ja bereits 15 Gigabyte zu Apples 5 Gigabyte. Hier gilt es nur, nachzuhalten, was wo liegt. Die Speicher binden sich zum Glück per App inzwischen nahtlos in der Files-App von iOS/iPadOS oder im Finder ein. Gratis-Apps wie Documents by Readdle können zusätzlich helfen, den Überblick zu behalten.
Fazit: Die Kombination kostenloser Clouddienste maximiert den Gratis-Speicherplatz!
Wer auch Fotos und Videos vom Endgerät sichern möchte, kann ebenfalls die meisten kostenlosen und kostenpflichtigen Cloud-Anbieter nutzen. Besonders interessant ist hier Google, denn der Dienst besitzt eine Funktion ähnlich der iCloud-Fotomediathek. Praktischerweise belasten bei Google Fotos und Videos erst das Cloud-Kontingent, wenn sie 16 Megapixel beziehungsweise Full-HD-Kapazität überschreiten – alles darunter ist kostenlos .

Hochauflösenderes Material wird automatisch klein gerechnet. Nutzer können also mit dem iPhone fröhlich fotografieren und filmen und alles mit Backup &Sync in der Google-Cloud speichern, ohne auch nur ein Kilobyte Ihres wertvollen Gratis-Cloud-Speichers zu verlieren!

Fazit: Wer Google nutzt, kann in vielen Fällen auf iCloud verzichten!
Ist die Apple-Cloud nicht sicherer und komfortabler?
Anders sieht es für Nutzer aus, die nur Apple-Systeme verwenden und Wert auf maximalen Komfort legen. Denn so praktisch es ist, kreativ zu werden und Daten über mehrere Anbieter hinweg auszutauschen, so umständlich kann das auch sein: Apps auf mehreren Endgeräten pflegen und den Überblick über die verschiedenen Cloud-Dienste behalten, ist nicht jedermanns Sache: Google neigt dazu, die Daten, die dort gespeichert sind, auszuwerten: Anwender bekommen zwar Gratisdienste, müssen sich dafür aber durchleuchten lassen.

Wer hier Bedenken hat, findet bei iCloud+ zwar den besseren Partner, allerdings scheint Apple entsprechende Tendenzen zu haben, wie die Diskussion um den von Apple geplanten Kinderporno-Scan zeigt. Trotzdem: Apples Cloud gilt als sicherer und diskreter als die meisten anderen Anbieter – weshalb Anwender, die darauf Wert legen, definitiv auf das kostenpflichtige iCloud-Upgrade setzen sollten. Wem die Cloud generell nicht geheuer ist, dem bleibt als Alternative immer noch die eigene NAS oder ein System wie Nextcloud, allerdings mit deutlichen Komfort-Einbußen.

Fazit: Wer Komfort, Sicherheit und Datenschutz wünscht, ist bei iCloud+ am besten aufgehoben.
Fazit: Praktische Cloud zum Preis einer Tafel Schokolade
Zwar mag das Geschäftsgebahren von Apple bezüglich der iCloud in letzter Zeit immer öfter stören. Auch der geplante Kinderporno-Scan bedeutet im Umkehrschluss, dass Apple im großen Stil die Daten der Nutzer durchleuchten will, was zu Recht einen Aufschrei auslöste. Trotzdem ist ein kostenpflichtiges iCloud+-Upgrade nach wie vor das Mittel der Wahl, wenn Komfort, Datenschutz und Sicherheit aus einer Hand kommen sollen – und Anwender nur Apple- und Microsoft-Betriebssysteme einsetzen. Wer zusätzlich mit Linux und/oder Android arbeitet, findet bei den Alternativen, insbesondere Google und Microsoft, möglicherweise das interessantere Angebot, um den Cloud-Speicher kostenlos oder kostenpflichtig zu erweitern. Im Anbetracht der Kosten für SSD-Speicher bei Mac, iPhone und iPad sind die zwei Terabyte für 9,99 Euro im Monat ja im Grunde sogar ein Schnäppchen.